Mutter Maria Theresia Bonzel wurde 1830 in Olpe als Tochter eines Kaufmanns geboren und auf den Namen Aline Bonzel getauft. Sie war ein lebhaftes Kind, das sich sportlich gerne mit anderen misst und meist als Siegerin hervorging. Sie gehörte zur gehobenen Schicht des Bürgertums, erhielt aber, zeitgemäß, keine besondere Berufsausbildung. Sie kam aus einem frommen Elternhaus und fühlte sich am Tag ihrer ersten heiligen Kommunion im Jahre 1844 erstmalig außergewöhnlich zu Gott hingezogen. Hier beginnt Sie Ihre Überzeugung zu leben: Er führt – ich gehe.
Eine Frau mit Herzblut
Ihre für diese Zeit sehr ehrgeizige und interessierte Art sollte ihr auch auf ihrem weiteren Lebensweg zugute kommen. Aline wollte ihrer Liebe zu Christus Inhalt und Form geben und diese im Alltag leben. Sie stellte sich den Plänen ihrer Mutter entgegen, die darauf hoffte, dass Aline heiraten und sie später versorgen wird. Aline wurde 1850 Mitglied der franziskanischen Laienbewegung des III. Ordens. Die Mutter verweigerte hartnäckig die Zustimmung eines Ordensbeitritts, gab jedoch schließlich Alines Wunsch nach.
Eine Frau mit Weitsicht
Mutter Maria Theresia Bonzel (Aline) ging mit offenen Augen durch ihre Zeit – die einsetzende Industrialisierung führte in großen Teilen der Bevölkerung zu großer Armut, unmenschliche Arbeitsbedingungen zu Krankheit und einer geringen Lebenserwartung. Folglich gab es viele Waisen und Kranke, die ohne Hilfe verwahrlosten. Diese Not der Menschen bewegte 1859 Mutter Maria Theresia Bonzel und eine Gruppe gleich gesinnter Frauen dazu, nicht nur für die Armen und Kranken zu beten, sondern aktiv ihre Leiden zu lindern.
Eine Frau mit Mut
1863 half ihr Bischof Konrad Martin von Paderborn schließlich auf den entscheidenden Weg: Er bestimmte, dass das Kloster in Olpe selbständig wurde und setzte Mutter Maria Theresia Bonzel als Oberin ein. Zögernd stellte Sie sich ihren Herausforderungen, verhandelte mit kirchlichen und öffentlichen Behörden, trennte sich von ihrer Familie um andere zu führen und verlor sich dabei selbst nicht aus den Augen.
Mutter Maria Theresia Bonzel begegnete Menschen, die ihren Weg beeinflusst und geprägt haben. So ermutigte Sr. Franziska Schervier von den Aachener Franziskanerinnen Mutter Maria Theresia die an sie herangetragene Verantwortung, eine neue franziskanische Gemeinschaft aufzubauen, anzunehmen. Ebenso hatte sie kluge Berater für juristische Anliegen. Aufgrund der Erfahrungen in Zeiten des Kulturkampfes war sie bestrebt die Rechtssicherheit des Ordens zu festigen. So gründete sie als eine der ersten Frauen 1902 eine GmbH, was nach preußischem Recht gerade erst möglich war.
Sie war eine Frau der Tat und zeigte in jeder Begegnung beachtliche emphatische Wesenszüge. Aber auch für die, die sie nur aus Erzählungen und Berichten- vor allem aus den vielen Briefen an ihre Schwestern – kennen gelernt haben. Auch die häufig notwendigen Briefwechsel mit politischen und kirchlichen Behörden waren und sind aufschlussreich. Gerade da erleben wir sie als zurückhaltend verantwortliche Frau, die im Ernstfall aber auch keine Auseinandersetzung scheut und sich auch durchzusetzen wußte. Trotz ihrer beeindruckenden Menschenkenntnis war sie keine Person schneller und überstürzter Entscheidungen; schon gar nicht, wenn es um Menschen ging. Sie nahm sich Zeit, anstehende Fragen zu klären, sich damit auseinanderzusetzen und sie auch im Gebet vor Gott zu tragen bevor sie reagierte. Ihr Vertrauen in die Führung Gottes gab ihr eine bewundernswerte Gelassenheit und ließ das persönliche Gewissen zur letzten Instanz werden. Menschen, die mit ihr zu tun hatten, waren beeindruckt von ihrer Klarheit im Denken und Urteilen und von ihrem Einsatz für Menschen, die Hilfe brauchten.