Franz von Assisi (auch hl. Franziskus) wurde 1181/1182 in Assisi, Italien geboren und lebte streng nach dem Vorbild Jesu von Nazaret. Diese Lebensweise zog schnell Gleichgesinnte an. Franziskus gründete den Orden der Minderen Brüder und war Mitbegründer des Frauenordens der Klarissen. Er wurde von der katholischen Kirche heilig gesprochen.
Das Wirkprinzip des heiligen Franziskus war die konsequente Lebensausrichtung auf Gott – in allen Lebenssituationen. Am meisten beeindruckt war Franziskus davon, dass Gott Mensch wurde in Jesus Christus und er durch seinen Sohn in diese Welt kam. Diesen »Abstieg« nachzuvollziehen und Christus darin nachzufolgen, war seine Motivation. Er entdeckte Christus im kleinen Kind in der Krippe, im leidenden Christus am Kreuz und in der Eucharistie. Das führte ihn notwendigerweise zu den Armen und Ausgegrenzten. Und durch diesen Gottesbeweis in der Welt wird die ganze Schöpfung für ihn zu einer Einheit. Alles ist für ihn »Schwester oder Bruder«, und er stimmt mit dem berühmten »Sonnengesang« in den Lobpreis Gottes ein (hier ein Auszug):
Du höchster, mächtigster, guter Herr, Dir sind die Lieder des Lobes, Ruhm und Ehre und jeglicher Dank geweiht; Dir nur gebühren sie, Höchster, und keiner der Menschen ist würdig, Dich nur zu nennen.
Höchster, allmächtiger, guter Herr,
dein sind das Lob, die Herrlichkeit und Ehre
und jeglicher Segen.
Dir allein, Höchster, gebühren sie,
und kein Mensch ist würdig, dich zu nennen.
Gelobt seist du, mein Herr, mit allen deinen Geschöpfen,
besonders dem Herrn Bruder Sonne,
welcher der Tag ist und durch den du uns leuchtest.
Und schön ist er und strahlend mit großem Glanz:
von dir, Höchster, ein Sinnbild.
Gelobt seist du, mein Herr,
für Schwester Mond und die Sterne.
Am Himmel hast du sie geformt,
klar und kostbar und schön.
Gelobt seist du, mein Herr,
für Bruder Wind, für Luft und Wolken
und heiteres und jegliches Wetter,
durch das du deine Geschöpfe am Leben erhältst.
Gelobt seist du, mein Herr,
für Schwester Wasser.
Sehr nützlich ist sie
und demütig und kostbar und keusch.
Gelobt seist du, mein Herr,
für Bruder Feuer,
durch den du die Nacht erhellst.
Und schön ist er und fröhlich und kraftvoll und stark.
Gelobt seist du, mein Herr,
für unsere Schwester Mutter Erde,
die uns erhält und lenkt
und vielfältige Früchte hervorbringt
mit bunten Blumen und Kräutern.
Gelobt seist du, mein Herr,
für jene, die verzeihen um deiner Liebe willen
und Krankheit ertragen und Drangsal.
Selig jene, die solches ertragen in Frieden,
denn du, Höchster, wirst sie einst krönen.
Gelobt seist du, mein Herr,
für unsere Schwester, den leiblichen Tod;
ihm kann kein Mensch lebend entrinnen.
Wehe jenen, die in tödlicher Sünde sterben.
Selig, die er finden wird in deinem heiligsten Willen,
denn der zweite Tod wird ihnen kein Leid antun.
Lobt und preist meinen Herrn
und dankt und dient ihm mit großer Demut.